Laryngorhinootologie 2014; 93(07): 450-454
DOI: 10.1055/s-0034-1375658
Originalie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Veränderung des Schmeckvermögens bei Patienten mit Vestibularisschwannom

Changes in Taste Ability in Patients with Vestibular Schwannoma
P. Boeßert
1   Hals-, Nasen-, Ohrenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
C. Grüttner
2   Medizinische Fakultät, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
,
R. van Ewijk
3   Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
B. Haxel
1   Hals-, Nasen-, Ohrenklinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
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Publication History

eingereicht 28 November 2013

akzeptiert 08 April 2014

Publication Date:
07 July 2014 (online)

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Zusammenfassung

Das Vestibularisschwannom ist ein seltener Tumor, der durch seine anatomische Lage und nervalen Ursprung verschiedene Symptome hervorrufen kann. Eine Affektion der somatosensorischen Fasern des N. intermedius und damit des Schmeckens ist möglich. Bisher liegen nur wenige Daten zu dieser Thematik vor. Ziel dieser Untersuchung war es, das Schmeckvermögen bei Patienten mit einseitigem VS mit dem validierten, psychophysischen Schmecktest Schmeckstreifen zu untersuchen. Es konnten 26 Patienten in die Untersuchung eingeschlossen werden. Nach einer ausführlichen Anamnese erfolgten eine komplette HNO-Untersuchung sowie die seitengetrennte Schmecktestung. Die Patienten waren gleich auf die Geschlechter verteilt. Das zu erwartende Erstdiagnosealter spiegelte sich im Altersmittelwert von 52 Jahren wieder. Das mittels visueller Analogskala ermittelte, selbsteingeschätzte Schmeckvermögen nahm mit zunehmendem Lebensalter ab. Eine Störung des Schmecksinns gaben 2 Patienten (8%) an. Es zeigte sich durch alle Altersgruppen hinweg ein geringerer Schmeckwert auf der Tumorseite im Vergleich zur gesunden Seite, wobei der Unterschied statistisch das Signifikanzniveau nicht erreichte. Ein Zusammenhang zwischen Tumorgröße und Tumorlage mit dem Ergebnis der Schmecktestung konnte nicht herausgestellt werden. Die 2 Patienten die eine Schmeckstörung angaben, hatten auf der Tumorseite einen Schmeckwert unterhalb der 10. Perzentile ihrer Alters- und Geschlechtsgruppe im Gegensatz zur gesunden Seite. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass der Schmeckwert der vorderen zwei Drittel der Zunge auf der Seite mit VS geringer als auf der gesunden war. Der geringe Prozentsatz an selbsteingeschätzten Schmeckstörungen stützt die Beobachtung, dass Schmecken ein Gesamtmunderlebnis ist und eine Unterfunktion einer Region subjektiv wenig wahrgenommen wird bzw. ausgeglichen werden kann.

Abstract

Vestibular schwannomas (VS) are rare tumors that can cause different symptoms due to their anatomical relationship to the cranial nerves in the inner auditory canal. So far little data is known to the effect of VS on the somatosensory function of the intermediate nerve. This study aimed to investigate the taste function of patients suffering from single sided VS. Therefore the well validated psychophysical test “Taste Strips” has been used. 26 pa­tients who consulted our outpatient clinic at a university hospital could be included in the study. All patients were asked carefully for their medical history. A full ENT examination was done. Each side of the anterior two thirds of the tongue was tested separately using the Taste Strips. The average age was 52 years with both gender equally represented. Throughout all age groups the taste score was lower on the tumor vs. the non affected side. Testing for significance just failed the level of 0.05. No correla­tion between tumor size and location of the tumor with the taste score could be detected. Only 2 patients complained of taste dysfunction. They had a taste score below the 10. percentile of their age group on tumor while normal scores on the non affected side. To sum up a decreased taste score on the tumor side vs. the non affected side could be confirmed. Only 8% of the patients complained of taste disturbance as a symptom. That supports the observation that taste is a whole mouth experience and dysfunction can be compensated.